Goldstandard

"Goldstandard" ist sozusagen ein Ausdruck aus der wissenschaftlichen und medizinischen Umgangssprache. Wenn unter konkurrierenden Verfahren eines nach allgemeiner Auffassung als das Beste gilt, so ist dieses der "Goldstandard", oder "das Mittel der Wahl".

Der Ausdruck kann sich beziehen auf Behandlungsverfahren, z.B. Operationsmethoden, er kann sich aber auch beziehen auf Studiendesigns und ihr Potenzial für die Erbringung von Wirksamkeitsnachweisen oder auf diagnostische bzw. prognostische Verfahren (Tests).
Tests und Assessments sind hinsichtlich ihrer Gütekriterien (insbesondere Reliabilität und Validität) selbst Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen.

So werden z.B. neue Tests und Assessments an bewährten Tests gemessen. Die bewährten oder als absolut präzise geltenden Tests werden dann als der Goldstandard bezeichnet. Wäre die "Vordere Schublade" als Test auf Ruptur des vorderen Kreuzbandes hinsichtlich ihrer Gütekriterien als Test auf dem Prüfstand, so wäre z.B. die arthroskopische Etablierung der wahren Diagnose der Goldstandard.

Geht es um Wirksamkeitsbelege für Therapien, so gilt das Studiendesign des randomisierten kontrollierten Versuch (randomisierte kontrollierte Studie, RCT) als "Goldstandard" unter allen anderen Studiendesigns, weil durch ihn - wenn mit hoher methodologischer Qualität durchgeführt - die aussagekräftigsten bzw. validesten Ergebnisse für die Evidenzbasierung von Therapien erreicht werden.

Und woher kommt dieser merkwürdige Ausdruck? Bis in die späten 60er Jahre war der US-Dollar als Weltleitwährung gedeckt durch die Goldvorräte der US-Notenbank (Federal Reserve). Im Prinzip stand die "Fed" dafür ein, jede Dollarnote auf Wunsch ihres Besitzers gegen die gleichwertige Menge Goldes einzutauschen. Diese Garantie, die Bindung des Dollars an Goldwert war der "Goldstandard". Weil man bei einem Goldstandard weiß (oder zu wissen glaubt), was man hat, wurde der Ausdruck auf andere Bereiche übertragen.

 

siehe auch: randomisierte kontrollierte Studie, Validität, Assessment, Reliabilität