Number Needed to Treat

Ein statistischer Kennwert aus dem Zusammenhang der Evidenzbasierten Praxis. Mit der "Number Needed to Treat" (NNT) wird angegeben, wie viele Patienten mit einer Methode bzw. einem therapeutischen Verfahren behandelt werden müssen, um im Vergleich mit einem anderen Verfahren einen günstigen Ausgang mehr zu erreichen (bzw. einen ungünstigen, wie z.B. Tod, weniger).

NNTs werden aus den Outcomes in klinischen Studien, vorzugsweise randomisierten kontrollierten Studien errechnet. Rechnerisch sind sie der Kehrwert der "absoluten Risikoreduktion".

Angenommen, eine Studie ergäbe, dass Patienten mit chronischem Rückenschmerz, die in einem speziell entwickelten Reha-Programm behandelt wurden, zu 19% sechs Monate nach Beendigung des Programms noch bzw. wieder arbeitsunfähig wegen Rückenschmerz sind. Für die Kontrollgruppe, die in "normalen" Praxen behandelt worden sind, soll dies zu 70% zutreffen (dieses Beispiel ist fiktiv!). Die absolute Risikoreduktion ergibt sich dann aus 70% - 19% = 51%. Das entspricht 0,51. Der Kehrwert von 0,51 ist 1/0,51 = 1,96. Man muss also zwei Patienten nach dem neuen Rehabilitationskonzept behandeln, um einen günstigen Ausgang (Arbeitsfähigkeit) zu erreichen.

NNTs spielen in der Evidenzbasierten Medizin und Praxis eine wichtige Rolle, weil sie helfen, aufgeklärte Entscheidungen über die wahrscheinlich sinnvollste Versorgung zu treffen. Die Angabe der NNT sagt etwas aus über die klinische Signifikanz von Studienergebnissen und ergänzt und korrigiert damit die Orientierung an der statistischen Signifikanz, die aber immer noch dominant ist.

NNTs setzten klar definierte Outcomes voraus. Diese können z.B. sein "Überleben", "Wiederaufnahme der Berufstätigkeit" Berufes", "Schmerzfreiheit", "Eintreten von Atemwegsinfektionen" etc.

Literatur

  • Antes G., Bassler D., Forster J. (2003) "Evidenz-basierte Medizin. Praxis-Handbuch für Verständnis und Anwendung der EBM". Georg Thieme Verlag. Stuttgart, New York; S. 104 und 136
  • Herbert R. (2000) "How to estimate treatment effects from reports of clinical trials. II: Dichotomous outcomes". Australian Journal of Physiotherapy, Vol. 46, No. 4, S. 309-313
  • Sackett D.L., Richardson W.S., Rosenberg W., Haynes B.W. (1999) "Evidenzbasierte Medizin. EBM-Umsetzung und Vermittlung". Deutsche Ausgabe: Kunz R., Fritsche L. (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag, Bern, Wien, New York; S. 105ff

 

siehe auch: Number Needed to Harm, Evidenzbasierte Praxis, randomisierte kontrollierte Studie, Signifikanz, klinisch, Signifikanz, statistisch, relative Risikoreduktion