Variable

"Veränderliche (Größe)". Ein Begriff aus der Statistik. Variablen sind zunächst definierte Merkmale (Eigenschaften) von Untersuchungsobjekten, die unterschiedliche, eben veränderliche Ausprägungen annehmen können. Z.B. kann die Variable "Herzfrequenz" von Messung zu Messung bei der gleichen Person (Untersuchungsobjekt) oder von Person zu Person unterschiedliche Werte annehmen.

Es erfordert eventuell etwas Gewöhnung, ROM, VAS-Werte, die Fähigkeit der Rückenmuskulatur, den Oberkörper gegen die Schwerkraft in der Waagrechten zu halten (gemessen in Sekunden ), also alles, was wir in tagtäglichen Situationen als Outcomes messen können, als Variablen zu betrachten.

Vielleicht ist folgende Vorstellung hilfreich: Alles was irgendwie gemessen oder festgestellt werden kann, wird zu einer Variable, wenn es als solche in einem Forschungszusammenhang definiert wird, wenn festgelegt wird, wie es zu messen ist und wenn es nachher einer statistischen Auswertung unterzogen wird.

Eine wichtige Unterscheidung ist die zwischen kontinuierlichen (stetige) von diskreten Variablen, und als Spezialfall einer diskreten Variable die dichotome Variable. Kontinuierliche (stetige) Variablen können auf einer Skala gemessen werden, auf der zwischen zwei beliebigen Intervallen theoretisch unendlich viele kleinere Intervalle denkbar wären, und bei der nur die Genauigkeit der Messinstrumente (oder die Entscheidung für ein genügendes Maß an Präzision) noch genauere Angaben begrenzt.

Beispiele sind z.B. Temperatur-, Gewichts oder auch ROM-Angaben. Auf der Temperaturskala sind zwischen 30, 5 °C und 30, 6 °C unendlich viele weitere Intervalle, und damit Messergebnisse denkbar; z.B. 30, 5 - 30,51 und dann 30,509 - 30,5095 usw. usw. (Zumindest theoretisch) mögliche Messergebnisse können sich also kontinuierlich aneinanderreihen. Es gibt nicht wirklich eine Lücke zwischen möglichen Merkmals- bzw. Variablenausprägungen. Daher heißen sie stetig bzw. kontinuierlich.

Demgegenüber können diskrete Variablen nur ganz bestimmte, klar voneinander abgrenzbare Werte annehmen, zwischen denen keine weiteren Werte liegen. Dies gilt z.B. für die Ergebnisse von Assessments, die in Punktwerten angegeben werden. Beim Barthel-Index kann man Werte nur in 5er Schritten erreichen. Also z.B. 50 oder 55 Punkte bekommen, aber nicht 53 oder 52,4 etc. Zwischen 50 und 55 liegt kein weiterer Wert, den die Variable -Selbständigkeit in elementaren Aktivitäten des täglichen Lebens -, wenn sie über den Barthel-Index gemessen wird, annehmen kann. Die Variable ist diskret.

Dichotom ("in zwei schneidend") sind Variablen, die nur zwei Ausprägungen haben können, und folglich auch diskret sind. Beispiele für dichotome Variablen sind:

  • "lebend - tot "
  • "Therapieziel erreicht - Therapieziel nicht erreicht"
  • "gehfähig - nicht gehfähig"
  • "mit Unterarmgehstützen sicher auf Treppe und bei Toilettennutzung - mit Unterarmgehstützen nicht sicher auf Treppe und bei Toilettennutzung"
  • "konservativ - operativ"
  • etc.

Bei der Anlage von Studien und bei der Interpretation von quantitativen Studienergebnissen unterscheidet man die unabhängige von der abhängigen Variablen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um kontinuierliche, diskrete etc. Variablen handelt. Die abhängige Variable wird dabei als Funktion der unabhängigen betrachtet, d.h. je nachdem, wie die Ausprägung (Größe/das Messergebnis) der unabhängigen Variable ausfällt, kann erwartet oder -vorhergesagt werden, wie die abhängige ausfällt (Korrelation).

In der Logik des Experiments, also auch bei der randomisierten kontrollierten Studie steuert der Forscher/die Forscherin die unabhängige Variable (z.B. indem von einem Stoff etwas mehr oder weniger in das Reagenzglas gegeben wird; oder: Indem eine Therapie entweder verabreicht oder nicht verabreicht wird - Experimental- und Kontrollgruppe) und beobachtet die Auswirkungen auf die abhängige Variable.

Ein fast gleichbedeutender Begriff ist der des "Merkmals", der insbesondere in der beschreibenden Statistik verwendet wird.

 

siehe auch: klinische Studie, Outcome, Experiment, Korrelation, randomisierte kontrollierte Studie, Merkmal